Aufsteiger kaufen Gold


"GOLDSTÜCK" vom 08. März 2013

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Zwar haben die in ihren Schulden versinkenden USA und EU-Länder mit dem Währungsfonds im Rücken das Ende der Goldreserven-Politik bereits vor Jahren verkündet. Die wirtschaftlich aufsteigenden Länder haben ihre Goldreserven allerdings erhöht.

Bundesrat und Nationalbank – beide «internationaler Vernetzung» verfallend – orientierten sich an den «Absteigern».

Nationalbank verkaufte
Besass die Nationalbank vor fünfzehn Jahren noch 2‘600 Tonnen Goldreserven (bis dahin als «unverkäufliches Tafelsilber der Eidgenossenschaft» deklariert), so hat sie danach überstürzt volle 1‘550 Tonnen verkauft – zu miserablem Preis: Zu durchschnittlich Fr. 16‘000 pro Kilogramm. Heute schwankt der Preis pro Kilogramm um Fr. 50‘000. Wäre das kopflos verkaufte Gold noch bei der Nationalbank, dann wäre deren Bilanz um mehr als 40 Milliarden Franken besser.

Statt auf Gold sitzt die Nationalbank heute auf wahren Bergen maroder Fremdwährungen. So wie sie vor zehn Jahren «überzeugt» war, dass Goldreserven heutzutage «überschüssig» seien, so gibt sie sich heute «überzeugt», dass die offensichtlich marktuntaugliche europäische Einheitswährung von «sicherem Wert» sei.

Andere kaufen
Wie haben sich, als westliche Länder Teile ihrer Goldreserven verhökerten, eigentlich jene Mächte auf diesem Erdball verhalten, die in den vergangenen Jahren in die Spitzengruppe der produktivsten Länder vorgestossen sind? Sie haben Gold nicht abgestossen, sie haben – auch als der Goldpreis anzog – Gold gekauft. Russland hat seine Goldreserven innert zehn Jahren um 570 Tonnen erhöht. Und Russland kauft weiter Gold. Es baut die Dollar-Bestände in seinen Reserven markant ab. Es kauft – langfristig denkend – dafür Gold.

Auch die beiden markantesten Aufsteiger des letzten Jahrzehnts, China und Indien, haben ihre Goldreserven deutlich erhöht. Den Währungen der im Schuldensumpf versinkenden alten Gross-mächte, Dollar und Euro, misstrauen sie. «Gold statt Dollar und Euro» heisst ihre Devise. China, auf enormen Dollar-Beständen sitzend, investiert zusätzlich Jahr für Jahr Aberdutzende Milliarden Dollar in den Kauf neuer Rohstoffminen – besonders in Afrika. «Rohstoffe statt marode Währungen»: Eine weitere Leitlinie in Chinas Reserven-Politik.

Die mit ihren Schuldenlöchern beschäftigten Westmächte scheinen noch kaum realisiert zu haben, dass damit ein Zeitalter neuartiger Kolonialherrschaft anbricht.

Alarm in Deutschland
Neuen Alarm löst der von Deutschland – das mehr als dreitausend Tonnen seiner Goldreserven in den USA lagert – geäusserte Wunsch aus, sein in Manhattans Fed-Kellern lagerndes Gold einmal zu inspizieren. Die USA lehnten ab. Jetzt versucht Deutschland, einen (relativ geringen) Teil seines Goldes aus den USA abzuziehen. Da wird sich zeigen, ob der Bestand intakt ist, oder ob die Gerüchte stimmen, wonach die rettungslos überschuldeten USA dieses Gold «gewinnbringend» genutzt hätten – z.B. durch Ausleihe.

Der richtige Zeitpunkt
Der Goldpreis sinkt derzeit. Also ist der Zeitpunkt günstig, Fremdwährungen von zweifelhaftem Wert abzustossen, die Goldreserven im Gegenzug zu erhöhen.

Die Schweiz wäre zweifellos gut beraten, sich stärker an den währungspolitischen Leitlinien der aufsteigenden als an jenen der im Schuldensumpf versinkenden Staaten zu orientieren.

Ulrich Schlüer


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